Interview mit Anna Baumhof
Anna Baumhof ist gelernte Landschaftsgärtnerin und lebt mit ihrer Familie und Hund Rigo in
Karlsruhe. Für sie ist „Schreiben wie atmen“, sie lässt es einfach geschehen.
Von Anna sind bereits zahlreiche Texte in Anthologien erschienen. Sie verfasst Poesie,
Kurzgeschichten und Kinderbücher. „Emma und der Fluss“ war ihr erstes Kinderbuch, es ist im
Bestoff Verlag erschienen. Nun gibt es bald ein neues Buch von ihr.
Hallo Anna, auf was von dir dürfen wir uns im nächsten Jahr freuen?
Hallo Andrea, für die ersten drei Monate des neuen Jahres bis zum Frühlingsanfang habe ich
mir vorgenommen, meinem Buch „Matildes Wiese - Ein Schmunzelbuch“ einen neuen Look zu
verpassen. Ich freue mich, dass auch du Potenzial in dem Buch siehst und dich auf unsere
Zusammenarbeit freust ...
Danach bin ich offen für alles, was auf mich zukommt :-)
Ist Matilde ein Kinderbuch?
Die Illustrationen, die ich mit einfachsten Mitteln digital gezeichnet habe, sprechen vor allem
Kinder an. Aber zusammen mit dem Text ist ein Buch entstanden, das Groß und Klein beim
Durchblättern ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Wie kam es, dass du nun selbst illustrierst?
Ursprünglich wollte ich meine Geschichte illustrieren lassen. Als ich dann jedoch erfahren habe, wieviel Geld ein/e Illustrator*in dafür verlangen würde, habe ich kurzerhand entschieden, es selbst auszuprobieren. Und es hat funktioniert! Zuerst mehr schlecht als recht. Aber mit ein bisschen Übung und Hilfe meiner Tochter, habe ich mich immer mehr zurechtgefunden. Ich habe einen ganz eigenen Stil entwickelt, der einigen vielleicht zu naiv ist, doch ich stehe dazu. In meinem Leben gab immer wieder Phasen, in denen ich gemalt habe. Vor vielen Jahren abstrakt mit Acrylfarben, dann realistisch mit Buntstiften ... und nun digital. Es macht Spaß und ich bin unabhängig. Mal schauen, ob auf diesem Weg noch ein weiteres Bilderbuch entstehen wird.
Wie und wo schreibst du? Hast du Rituale?
Noch vor ein paar Jahren habe ich meist morgens nach dem Aufstehen geschrieben. Am
Schreibtisch in meinem Zimmer mit Blick auf die kleine Kirche, um die ich mich kümmere. Dazu
eine Tasse Tee.
Seit ich wieder mehr in der Stadt unterwegs bin, schreibe ich auch gerne in Cafés, in der
Stadtbibliothek oder in einer Bäckerei. Fast all meine Texte entstehen an meinem Laptop. Dann
fließen die Wörter in die Tasten, das tut mir gut.
Da ich ein sehr wechselhaftes Gemüt habe, fällt es mir schwer, Rituale zu etablieren. Früher
wollte ich dies immer ändern, wollte Gewohnheiten in mein Leben einbauen. Mit der
Entdeckung des Zeitsurfens hat sich das geändert.
Du liebst das Zeitsurfen. Was genau ist Zeitsurfen?
Zeitsurfen ist eine Methode, die der Niederländer Paul Loomans entdeckt und in einem
wunderbaren Buch beschrieben hat. Ich habe es vor einigen Jahren für mich entdeckt und
möchte es nicht mehr missen. Die ganze Methode zu erklären, würde den Rahmen dieses
Interviews sprengen. Deshalb nur ganz kurz: Man wendet bei alltäglichen Dingen wie Kochen, Schreiben, Putzen, Wäsche waschen, Büroarbeit, Gartenarbeit, ... sieben sogenannte Leitsätze an. Damit hat man das Gefühl, durch den Alltag zu gleiten und am Ende des Tages alles geschafft zu haben, was man sich vorgenommen hat.
Hast du einen Tipp für uns, wie wir das auch in unser Leben einbauen können?
Zwei Leitsätze sind für mich besonders wichtig: Zeitinseln zwischen den einzelnen Tätigkeiten
einbauen und „bewusst wahrnehmen, was man tut“.
Ein Beispiel: Du hast lange am Schreibtisch gesessen und Mails beantwortet und merkst, dass die Konzentration nachlässt. Dann hältst du inne, gehst in die Küche und spülst ab.
Innerlich sagst du dir: „Jetzt spüle ich diese Tasse ab. Jetzt stelle ich diesen Teller in den
Geschirrspüler.“ Auf dieser Zeitinsel lässt du dann deine Intuition entscheiden, welche Aufgabe
du als nächstes in Angriff nimmst. Gehst du zurück an deinen Schreibtisch? Oder wendest du dich einer ganz anderen Tätigkeit zu?
Warum bezeichnest du dich eigentlich als „Hobbyautorin“?
Mein Leben ist erfüllt – ich nehme mir Zeit für alles. Das Schreiben ist in meinen Alltag integriert, aber nur, wenn ich Lust dazu habe :-)
Ich verdiene kein Geld mit meinen Büchern, die Kosten, die ich in sie stecke, sind höher als das, was ich dafür bekomme. Für mich ist „Bücher machen“ ein Hobby, wie für andere vielleicht Nähen oder Radfahren. Es macht mir Spaß und das soll auch so bleiben ...
Was inspiriert dich?
Was mich inspiriert? Eine schwierige Frage. Meine Texte sprudeln aus einer Quelle in meinem
Inneren hervor. Manchmal fühlt es sich so an, als würde ich die Welt um mich herum
wahrnehmen wie ein Kind. Ungefiltert, naiv. Ich sauge das Leben auf, ohne es zu interpretieren. Schreiben ist für mich wie atmen. Es geschieht einfach.
Denkst du, wir müssen mehr lernen, im Hier und Jetzt zu leben?
Auf jeden Fall :-)
Der jeweilige Augenblick ist das, was wirklich existiert. Das Gestern und das Morgen sind nur
Konstrukte – unsere geschäftigen Gedanken erschaffen sie. Oft sind sie bunter und realer
als das Hier und Jetzt. Das ist schade.
Heute Morgen war ich mit meiner Tochter spazieren. Wir haben eine kleine Rosenblüte
entdeckt. Es ist Anfang Januar. Diese kleine Blüte hat die Jahreszeit ignoriert und wir haben sie
gemeinsam wahrgenommen. Das war so ein schöner Moment.
Wenn die gute Fee anklopft ... was sind deine Wünsche?
Dass sich das zum Guten wendet, was nicht so schön ist in meinem Leben.
Dass das so bleibt, was so unglaublich ist in meinem Leben.
Und dass die, die auf unserer Erde die Macht haben, endlich wieder spüren, auf was es im
Leben wirklich ankommt: Liebe, glückliche Kinder, Geborgenheit, Frieden, ...
Was ist Glück für dich?
Ich lebe meine Berufung. Und ich bin umgeben von so tollen Menschen, die alle nur das Gute
wollen. Was will man mehr? Das ist mein kleines Glück!
Ich finde, es ist Glück, dich zu kennen. Du hast auch mich sehr entschleunigt und ich habe durch dich gelernt, zufriedener mit meiner Situation und mit dem, was mich ausmacht und was ich habe, zu sein. Danke, Anna!
Wenn ihr mehr über Anna Baumhof und ihre Bücher erfahren wollt, schaut doch mal bei ihrer Autorenseite vorbei: https://www.autorenwelt.de/person/anna-baumhof
Das erwähnte Buch über das Zeitsurfen heißt: "Ich habe die Zeit: Gelassen alle Aufgaben meistern. Eine Anleitung zum Zeitsurfen" und wurde von dem Niederländer Paul Loomans verfasst.
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